Geschichte und Herkunft
Alpakas (Lama pacos) gehören innerhalb der Familie der Kamele (Camelidae) zur Unterordnung der Schwielensohler (Tylopoda). Die Wissenschaft ist sich mittlerweile einig darüber, daß das Alpaka vom Vicuña abstammt und das Lama vom Guanaco.
Ihre Heimat sind Chile, Peru und Bolivien.
Ebenso wie Lamas wurden auch Alpakas bereits vor ca. 5.000 Jahren von den Inkas als Fleisch- und Wolllieferanten geschätzt und domestiziert. Nach ihrer drastischen Dezimierung durch die Spanier verdankten die verbleibenden Tiere ihr Überleben ihrer Bedeutung für die Bergbauern.
Dort lebten sie jahrhundertelang in 4.000 bis 5.000 Metern Höhe auf den Hochebenen der Anden. Sie passten sich dort der nährstoffarmen Vegetation an.
Die extremen Witterungsbedingungen im ungeschützten Hochgebirge bei Temperaturen zwischen glühender Mittagssonne und nächtlichen Minusgraden sorgten für eine natürliche Auslese unter den Vorfahren der heutigen Alpakas. Auch heute noch werden sie in den hochgelegenen Andengebieten gehalten. Inzwischen werden sie aber auch in Europa auf Farmen gezüchtet.
Aussehen und Wesen
Alpakas erreichen eine Schulterhöhe von 80 Zentimetern bis 1 Meter bei einem Gewicht von 50 bis 80 kg. Der kräftige Rumpf steht auf langen, schlanken Beinen.
Wie die altweltlichen Kamele haben Alpakas paarige Sohlenballen, mit denen sie gut klettern können. Der lange Hals wird gerade gehalten, der relativ kleine Kopf mit den großen Augen ist länglich, die ovalen Ohren stehen aufrecht. Der Schwanz ist kurz. Über 22 verschiedene Naturtöne kennzeichnen die Faser diser edlen Andentiere. Die Zähne wachsen ständig nach, um der hohen Abnutzung durch das karge Grün entgegenzuwirken.
Alpakas werden etwa 20 bis 25 Jahre alt. Mit etwa 2 Jahren werden sie geschlechtsreif. Nach einer Tragezeit von ungefähr 11,5 Monaten wird in der Regel ein Junges geboren. Neugeborene wiegen circa 6 kg. Kurze Zeit nach der Geburt läuft das neugeborene Fohlen bereits und säugt bei der Mutter. Die Geburt findet bei Tageslicht, meistens am Vormittag, im Schutz der Herde statt, damit das Fohlen von der Sonne gewärmt und getrocknet wird.
Nach etwa 2-3 Wochen ist die Stute wieder paarungsbereit, was das ganze Jahr über möglich ist.
Sie sind sehr freundliche und gutmütige Wesen, intelligent, neugierig und liebevoll. Wegen ihrer sanften Eigenschaften und ihrer beruhigenden Art finden auch Kinder schnell Freude an ihnen.
Allerdings sind sie auch durchaus wehrhaft. Gegenüber Eindringlingen wie wildernden Hunden oder Füchsen, von denen sie sich bedroht fühlen, schließt sich die Herde zusammen und vertreibt den Angreifer aus dem Revier.
Alpakas sind sehr genügsam und ernähren sich von Pflanzen aller Art. Obwohl sie ihre Nahrung mehrfach zerkauen, zählen sie nicht zu den echten Wiederkäuern.
Ihre Wolle ist sehr begehrt, da sie weltweit zu den edelsten Naturfasern zählt. Die Wollproduktion liegt zur Zeit bei etwa 3 bis 6 kg im Jahr.
Alpakas sind ausgesprochen anpassungsfähige und robuste Tiere. Trotz ihrer Herkunft aus den hohen Anden Südamerikas finden sie sich auch in unseren gemäßigten Breitengraden ausgesprochen gut zurecht.
Sie sind Herdentiere mit einem ausgeprägten Sozialverhalten. Deshalb dürfen diese Tiere nie alleine gehalten werden. Man sollte sie immer in einer Gemeinschaft von mindestens 2-3 Alpakas halten.
Sie können allenfalls auch mit anderen Tieren wie Pferden, Schafen oder Ziegen zusammen gehalten werden. Allerdings müssen dann einige Vorsichtsmaßnahmen wie genügend Futterplätze und Parasitenprophylaxe berücksichtigt werden. Artfremde Tiere ersetzen aber nicht den Sozialkontakt zwischen den Alpakas. Deshalb ist es auch hier Bedingung, dass immer mindestens 2 Alpakas mit anderen Tierarten zusammen gehalten werden.
Alpakas sind Weidetiere. Sie benötigen ganzjährig genügend Weide- und Auslauffläche. Auf einem Hektar Weide können 10-15 Alpakas gehalten werden. Die Mindestweidegröße beträgt für 2 Tiere 1000 Quadratmeter, für jedes weitere Tier 100 Quadratmeter zusätzlich.
Fütterung und Pflege
Alpakas sind Weidetiere. Sie kommen aus Gebieten mit kargem Nahrungsangebot, ihre Verdauung und ihr Stoffwechsel sind so eingerichtet, dass sie mit nährstoffarmer, aber raufutterreicher Nahrung gut gedeihen. Bei der Fütterung von Neuweltkameliden ist zu berücksichtigen, dass für diese Tiere bei uns tendenziell ein Überangebot an Nährstoffen (vor allem Proteinen) besteht.
In der vegetationsreichen Zeit (Frühling, Sommer, Herbst,) müssen Alpakas bei uns zusätzlich zum Gras mit raufutterreichem, aber nährstoffarmen Heu versorgt werden. Die Alpakas benötigen das ganze Jahr über Heu, es ist zusammen mit dem Weidegras das Basisfutter. In der kalten Winterzeit kann auch etwas nährstoffreicheres Raufutter verfüttert werden. In speziellen Fällen, wie zum Beispiel bei rekonvaleszenten und geschwächten Tieren, hochtragenden oder laktierenden Stuten, kann etwas Kraftfutter oder Luzernehäcksel zugegeben werden.
Alpakas sollten immer Zugang zu frischem, sauberem Wasser haben. Auch sollten immer genügend Mineralsalze in Form eines Lecksteines oder Pulver zur Gesunderhaltung der Körperfunktionen zur Verfügung stehen.
Alpakas sollten täglich beobachtet werden. Vor allem ihr Verhalten bezüglich Futteraufnahme und Integration in der Herde sollte überwacht werden. Abweichungen vom „Normalzustand“ sind häufig von grundlegender Bedeutung und erstes Anzeichen einer Veränderung ihres Gesundheitszustandes. Ansonsten ist die Pflege der robusten und zähen Andentiere wenig aufwändig.
Alpakas müssen regelmäßig entwurmt werden. Dies erfolgt am besten gezielt nach einer Kotuntersuchung mit dem entsprechenden Entwurmungsmittel (beim Tierarzt erhältlich). Die Entwurmung sollte, je nach Befall, 2-4 Mal jährlich gemacht werden. Je nach Untergrund müssen die Zehennägel 4-6 Mal pro Jahr geschnitten werden. Am einfachsten geht das mit einer Lämmerklauenschere. Einmal jährlich sollten Alpakas mit einem kombiniertem Impfstoff gegen diverse Clostridieninfektionen (wie z. B. Tetanus, Rauschbrand, Pararauschbrand und Enterotoxämie) geimpft werden.
Um die Wärmeregulierung im Sommer zu ermöglichen, sollten die Alpakas einmal jährlich vor Beginn der heißen Jahreszeit geschoren werden. Unmittelbar nach der Schur müssen aber extremen Witterungsbedingungen wie außergewöhnliche Sonneneinstrahlung, Kälteeinbruch und Dauerregen besondere Beobachtung geschenkt werden.
Bei selenarmen Böden (Selenmangel im Weidegras ist häufig in unseren Breitengraden) muss das Selen in den Mineralsalzen angereichert werden. Bei extremem Selenmangel kann den Tieren Selen mit Vitamin E direkt in einer Injektion oder mit einer Paste verabreicht werden. Den frischgeborenen Fohlen wird in der Regel immer eine Dosis Selen mit Vitamin E verabreicht oder gespritzt.